Portugal
20.06. - 06.07.2019
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Auf unserer Nordspanien-Tour 2011 sind wir einen Tag durch Portugal gefahren und waren begeistert. Damals entstand der Gedanke, einmal einen kompletten Moped-Urlaub in Portugal zu machen. Leider wurde kurze Zeit später der Autozug nach Narbonne eingestellt und so wurde die Idee zunächst auf Eis gelegt. Irgendwann dachten wir uns aber, wenn wir für 4 Tage Kreisfahren mit Auto und Hänger nach Spanien rödeln, warum dann nicht auch mal für einen zweiwöchigen Urlaub. Und so ging es 2019 endlich auf nach Portugal.
An Fronleichnam fahren wir also - ganz ungewohnt - mit dem Auto von zuhause los. Wir haben vorab ein abgelegenes Hotel zwischen León und Burgos ausfindig gemacht, wo wir das Auto und den Hänger stehen lassen können. Nach gut 24 Stunden Fahrt kommen wir dort an und sind begeistert. Das Hotel ist zwar sehr abgelegen, aber wirklich schön und hat einen Hof mit einer hohen Mauer, Videoüberwachung und einem aufmerksamen deutschen Schäferhund. Hier können wir das Gespann ohne Sorgen abstellen. Da es noch früh am Nachmittag ist, machen wir mit den Mopeds noch einen kurzen Abstecher nach León und sehen uns die Stadt an. Das Abendessen im Hotel ist ebenfalls ausgezeichnet, damit erhält das Hotel Rural El Jardin de la Huerta eine ganz klare Empfehlung!
Am nächsten Tag starten wir dann unsere Tour durch Portugal. Das erste Stück durch Kastilien-León ist eher langweilig, aber in Portugal fahren wir bis Chaves die geniale N103, die wir vor 8 Jahren in die Gegenrichtung genommen haben. Was für eine Straße! Und kaum Verkehr, ein Traum! Der erste Stopp ist eigenlich in Torre de Moncorvo geplant, aber da ist wegen einer Festa alles ausgebucht. Also geht es weiter nach Felgar, einem kleinen Kaff mit einem tollen Hotel, das uns ebenfalls mit einem ausgesprochen leckeren Abendessen verwöhnt. Leider Luxusklasse und damit nicht ganz billig.... Der nächste Tag startet mit tief hängenden Wolken, aber es bleibt trocken. Heute geht es Richtung Serra da Estrela. Der Weg auf der N213 durch das Douro-Tal ist wieder der absolute Wahnsinn und wir bekommen das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. In der Serra da Estrela ist es richtig hübsch und auch die Straßen nett und leer. Übernachtet wird heute in Guarda, einer netten Kleinstadt am Rand der Serra.
Der nächste Morgen empfängt uns mit strömendem Regen. So eine Freude! Von Guarda geht es noch einmal durch die Serra da Estrela in Richtig Süden mit einem Abstecher zum Torre, dem mit 1.993 m höchsten Punkt des portugiesischen Festlands und das einzige Skigebiet Portugals. Eine Straße führt bis auf den Gipfel, dort haben wir Sturm, Regen und 8° Außentemperatur. Zur gleichen Zeit wird zuhause die 30° Marke geknackt... Zum Glück ist das Restaurant am Gipfel geöffnet und wir wärmen uns an einem Café com leite ein wenig auf und tropfen mit unseren nassen Klamotten das Wirtshaus voll. Der weitere Weg durch die Serra wäre wirklich toll, aber ist bei dem Wetter leider kein allzu großer Spaß. Schade, dass uns der einzige Regentag des Urlaubs die tolle Serra da Estrela ein wenig vermiest, aber so ist das halt auf einer Moped-Tour. Übernachtet wird heute in Portalegre, das uns allerdings nicht ganz so gut gefällt. Wir hätten im Rückblick die paar Kilometer weiter nach Évora noch auf uns nehmen sollen.
Nach dem einzigen Regentag haben wir am nächsten Tag den heißesten Tag des Urlaubs mit bis 34°. Der Rest des Urlaubs wird uns perfektes Moped-Wetter bescheren mit Sonne, ein paar Wolken und angenehmen 20-25°. Heute geht es in den Alentejo, das Gebiet nimmt den kompletten Südosten Portugals ein, ist eher flach und sehr dünn besiedelt. Mittags machen wir Rast in Évora, das eine wirklich sehenswerte Stadt ist. Nachmittags folgt noch ein Abstecher zum Alqueva-Staudamm mit dem riesigen Stausee an der Grenze zu Spanien. Der See ist einer der volumenmäßig größten Stauseen Europas und erstreckt sich unendlich in alle Richtungen in verästelten Seitenarmen. Übernachtet wird heute in Mértola, einem kleinen Ort mit einigen sehenswerten historischen Überresten. Das Abendessen genießen wir mit Aussicht im Restaurant Terra Utópica.
Weiter geht es durch den Alentejo, die Strecken sind eher langweilig und in teilweise eher schlechtem Zustand. Aber die Gegend ist einsam und wir begegnen kaum anderen Fahrzeugen. An einer Tankstelle spricht uns ein Einheimischer auf Deutsch an und meint, dies wäre der beste Sommer seit 10 Jahren. In den letzten Jahren hätten sie regelmäßig bis 50° gehabt, in diesem Jahr sind die Temperaturen wesentlich besser. Da haben wir ja Glück gehabt! Natürlich statten wir der Rennstrecke Portimão einen Besuch ab, dürfen aber leider nicht auf's Gelände und müssen uns mit einem Blick von außen begnügen. Als Tagesziel peilen wir heute Sagres an, den westlichsten Ort der Algarve. Die Algarve sparen wir uns ansonsten, zu viele Touris. ;-) Von Sagres aus machen wir einen Abstecher zum Cabo de São Vicente, der Südwestspitze des europäischen Festlands und essen eine letzte Bratwurst vor Amerika. Danach noch ein Besuch der Fortaleza de Sagres mit schönen Ausblicken. Beim Abendessen auf der Terrasse frieren wir im kalten Wind. Wer hätte das gedacht!
Von der Algarve geht es am nächsten Tag zurück in den Alentejo. Die Strecken sind eher wieder unspannend und wir können die Landschaft genießen, weil man sich nicht allzu sehr auf's Fahren konzentrieren muss. Die heutige Station ist Beja, eine weitere nette Kleinstadt. Von Beja aus steuern wir am nächsten Tag die Westküste an. Diese ist - für portugiesische Verhältnisse - sehr dicht besiedelt und damit eher nicht so schickes Mopedterrain. Durch den Großraum Lissabon ist es schon echt nervig, aber wir müssen ja über den Tejo. Dafür nehmen wir die spektakuläre Brücke des 25. April, eine 2.278 m lange Hängebrücke (1,85 € pro Moped). Danach gibt es einen Abstecher zur Rennstrecke in Estoril, einer früheren MotoGP Strecke. Und natürlich besuchen wir das Cabo da Roca, den westlichsten Punkt des europäischen Festlands - gemeinsam mit ca. 325.576 anderen Besuchern. Da unweit von Lissabon werden die Touristen hier busseweise angekarrt und kloppen sich um ein Foto am Gedenkstein. Tagesziel heute ist Sintra. Bekannt ist der Ort vor allem durch seine zahlreichen Paläste und es gibt jede Menge Touristen aus allen Ländern hier. Wir haben daher auch Schwierigkeiten, eine Unterkunft zu finden, da die meisten Hotels am Freitag keine Gäste wollen, die nur eine Nacht bleiben. Und so bleibt uns am Ende auch nur noch Zeit, das Castelo dos Mouros und den Palácio Nacional da Pena zu besuchen. Aber der ist mal richtig spektakulär, schon alleine dafür hat sich Sintra gelohnt! Den Quinta da Regaleira können wir leider nur noch von außen bewundern. Aber egal, war dennoch schick hier!
Auch am nächsten Tag ist Kultur angesagt. Wir haben die Strecke so geplant, dass wir unterwegs einige Sehenswürdigkeiten Portugals besuchen können. Die Strecke ist durchwachsen, teilweise haben wir sehr schicke Abschnitte, aber auch immer wieder eher langweilige Stücke mit viel Verkehr. Die Kultur-Tour startet mit Mafra. Der dortige Palácio Nacional de Mafra ist echt ein riesen Kasten. Kein Wunder, ist er doch die größte Schloss- und Klosteranlage Portugals. Danach geht es nach Tomar zum Convento de Cristo. 1162 von Tempelrittern gegründet ist das Bauwerk Burg und Kloster in einem. Schick ist insbesondere der Rundturm der Kirche, in dem sich ein weiterer oktogonaler Bau befindet. Nach Tomar geht es nach Fátima, dem portugiesischen Wallfahrtsort. Der Platz vor der recht modernen Kirche hat gigantische Ausmaße. Den Abschluss des heutigen Kulturprogramms macht das Mosteiro da Batalha, das ebenfalls sehr sehenswert ist. Danach ist es Zeit für ein chilligen Abend, den wir in Nazaré verbringen. Bekannt ist der Ort durch die im Winter auftretenden Riesenwellen, die mit mehr als 20 m Höhe brechen können. Daher findet hier auch jährlich im Dezember ein Big-Wave-Contest statt, bei dem Big-Wave-Surfer aus aller Welt versuchen, die höchsten Wellen zu surfen.
Ehe es am nächsten Tag Richtung Norden weitergeht, statten wir noch dem Kloster Alcobaça einen Besuch ab. Das Kloster ist eine der größten Klosteranlagen Portugals mit der auch heute noch größten Kirche des Landes. Die weitere Strecke ist zunächst eher fad mit viel Verkehr. Als wir endlich in ein schönes Tal mit schicken Kurven abbiegen, ist die Straße nach 10km gesperrt und wir müssen über die Berge zurück zur Schnellstraße. Erst am Nachmittag finden wir wieder ein paar nette Straßen. Heute übernachten wir in Guimarães und dort gefällt es mir mit am besten von allen Orten, die wir in Portugal besuchen. Was vielleicht auch daran liegt, dass wir ein wunderbares Zimmer im Dom José Alojamentos haben und ein tolles Restaurant mit ausgezeichnetem Essen finden. Aber auch sonst ist Guimarães eine wirklich wunderbare Stadt und einen Besuch auf jeden Fall wert.
Da das Tagesziel für den nächsten Tag nicht weit von Guimarães entfernt liegt, planen wir einen ausgiebigen Umweg durch den gebirgigen Norden. Und die Strecke heute ist einfach nur ein Traum, Moped fahren macht heute richtig Spaß und wir lassen es ein wenig fliegen. Sehr empfehlenswert: die N206 bis Chaves und von dort die N103 zurück bis Chãos (ja, wirklich) und die N205 bis Braga. Ab Braga bis Viana do Castelo, wo wir heute übernachten, ist es dann leider nicht mehr so schick, viele Orte und viel Verkehr. In Viana do Castelo ist insbesondere die Santa-Luzia-Basilika auf dem Berg sehenswert, die zwar vom Anfang des 20. Jhd. stammt, aber Sacre-Coeur in Paris nachempfunden ist und daher nicht so aussieht. Unbedingt sollte man die 2 € für den Turm investieren, da man von dort eine wirklich spektakuläre Aussicht hat. Auf den Berg kann man übrigens mit einer Standseilbahn fahren. Auch die Altstadt von Viana do Castelo ist durchaus hübsch, was man gar nicht erwartet, wenn man den Ort von außen betrachtet.
Am nächsten Tag verlassen wir Portugal, wir wollen über Galizien zurückfahren, nicht zuletzt um in den Genuss von Pulpo a la Gallega zu kommen. Die Strecke, die wir ausgesucht haben, ist leider nicht ganz so toll, bringt uns aber schnell nach Noia an der Westküste. Dort kann ich das Hotel Noia sehr empfehlen. Von dort geht es am nächsten Tag weiter nach Viveiro an der Nordküste. Die Strecken sind zunächst auch wieder eher fad über Schnellstraßen bis wir am TomTom die Option "kurvenreiche Strecke" auswählen, auch bekannt als Eselspfad-Option. Die beschert uns dann eine abwechslungsreiche Strecke durch die Botanik mit herrlicher Landschaft, einsamen Dörfern und null Verkehr. Besser ist das! Kurz vor Viveiro besuchen wir noch das Cabo de Estaca de Bares, den nördlichsten Punkt der iberischen Halbinsel. Im Gegensatz zum Cabo da Roca sind wir hier quasi alleine. Leider hängen die Wolken tief und wir haben wenig Fernsicht. Was wir nicht wussten - in Viveiro startet heute eines der größten Rockfestivals Spaniens, das Resurrection Fest und die Stadt ist bevölkert von langhaarigen, schwarz gekleideten Menschen. Gefällt mir! :D
Dann steht schon die letzte Moped-Etappe an. Die Strecke ist ganz ok. Bis Astorga fahren wir parallel zur Autovia auf der N-VI, die einige sehr schöne Stücke bietet und da alle die nebenan liegende Autovia nutzen, haben wir praktisch keinen Verkehr. Das letzte Stück durch Kastilien-Léon ist dann naturgemäß langweilig, hier geht's halt überall hauptsächlich geradeaus. Beim Hotel finden wir Auto und Hänger unversehrt vor und genießen noch einmal das schöne Zimmer und das leckere Abendessen. Am nächsten Tag geht es dann leider schon wieder zurück, wobei wir bis auf einen Stau in Bordeaux gut durchkommen. Nach guten 24h Fahrt sind wir am nächsten Vormittag wohlbehalten wieder zuhause.
Unser Fazit: Portugal ist ein wunderbares, abwechslungsreiches Land. Zum Mopedfahren eignen sich am besten der Norden, das Douro-Tal und die Serra da Estrela. Da haben wir schier unglaubliche Straßen gefunden. Der Alentejo ist zwar wunderschön, aber zum Moped fahren eher langweilig. Die Küstenregionen im Süden und Westen sind dicht besiedelt und daher auch nicht so gut zum Moped fahren geeignet. Die Suche nach einer Unterkunft war mit Hilfe des allwissenden Internets zumeist kein Problem, wobei sich die Unterkünfte sehr in Preis und Qualität unterschieden haben, obwohl wir zumeist in 3-4 Sterne Hotels genächtigt haben. Die Preisspanne lag von 40,00 € bis 192,00 €, die Qualität von "geht grad noch so" bis "fantastisch", wobei die teuersten Unterkünfte nicht immer die besten waren. ;-) Frühstück ist i.d.R. inbegriffen und war vom Angebot eigentlich immer gut bis sehr gut. Als Paar bekommt man normalerweise ein Zimmer mit einem Bett und einer gemeinsamen Decke, wobei die Breite zwischen "da passt eigentlich grad mal einer so rein" bis zu "so breit, dass ich den Partner darin nicht mehr finde" lag.
Die Routen haben wir mit Hilfe von Karten geplant und ins Tomtom vom Handy eingegeben, mit dem wir dann tagsüber navigieren. In ganz Portugal haben wir nur 2 fest installierte Blitzer gesehen, keine einzige Polizeikontrolle und auch ansonsten kaum Polizei. Zwar waren wir viel auf Nebenstrecken unterwegs, aber auch auf den größeren Straßen traf das zu. Die anderen Verkehrsteilnehmer waren überwiegend sehr zivilisiert unterwegs, teilweise geradezu schlafmützig. Gerne wird auch unvermittelt irgendwo aus unerfindlichen Gründen angehalten. Der Straßenzustand war überwiegend gut bis sehr gut, auf den kleineren Nebenstrecken aber manchmal auch richtig schlecht. Das Tankstellennetz ist sehr eng, es war nie ein Problem eine zu finden. Die Preise für den Liter Super lagen zwischen 1,52-1,59 €.
Gegessen haben wir fast überall sehr gut. Natürlich gibt es jede Menge Fisch und Meeresfrüchte, aber durchaus auch landestypische Fleischgerichte. Die Preise lagen im Schnitt bei um die 20,00 € pro Person mit Brot (wird extra berechnet), Vor- und Hauptspeise und Getränken. Getränke, insbesondere Kaffee und Wasser, sind sehr günstig. Unsere Empfehlungen für das abendliche Essen:
- O Ferrinho in Guarda - landestypisches Essen mit netter Bedienung. Das Wildschwein war grandios!
- Terra Utópica in Mértola - ausgezeichnetes Essen auf einer Terrasse mit Aussicht
- Pizzeria Dona Maria in Beja - außerhalb Italiens erwartet man nicht unbedingt gute Pizzen - hier bekommt man sie!
- Casa Dos Becos in Nazaré - in der zweiten Reihe, unglaublicher Reiseintopf mit Pulpo in einer riesigen Portion
- Casa Amarela in Guimarães - vielleicht das beste Essen des Urlaubs
- La Parra Tapería in Noia - unglaublich leckerer Pulpo á feira
Es war wieder ein wunderbarer Urlaub. Portugal ist schön (und sehr sauber), die Menschen sehr nett und das Essen gut. Auf jeden Fall ein empfehlenswertes Reiseziel, wenn auch leider ein wenig weit weg.
Mit dem Moped waren wir insgesamt 14 Tage unterwegs und sind 4.430 km gefahren. Dazu kamen die beiden Reisetage mit dem Auto und nochmal knapp 4.000 km.