Irland & Co.

30.05. - 21.06.2024

Hier geht's zum ausgiebigen Reisetagebuch (pdf, ca. 20 MB)

Schon nach unserem Schottland Trip 2015 hatten wir beschlossen, auch mal nach Irland zu fahren und 2024 ist es so weit. Der Urlaub beginnt mit der Anreise über mehr als 1.200 km auf 2,5 Tage zur Fähre nach Cherbourg. Fies erkältet, mit viel Autobahn, bei recht frischen Temperaturen und immer wieder Regen ist das kein allzu großer Spaß. Aber dann sind wir endlich auf der grünen Insel. Links fahren und das Abenteuer kann beginnen.

Die erste Etappe führt nur vom Fährhafen in Rosslare nach Cashel, langsames Eingewöhnen ist angesagt. Der Rock of Cashel, ein irisches Wahrzeichen, stimmt uns auf die kommenden Sehenswürdigkeiten ein. Und auch das Wetter ist irisch, windig, kühl und manchmal feucht.

Full Irish Breakfast, so kann der Tag starten. Fahrerisch startet der Montag fulminant mit dem Vee Pass, einem für irische Verhältnisse guten Stück Straße, das durch einen unfassbaren Wald aus blühenden Rhododendron Büschen führt. Und dann kommt auch noch die Sonne raus, was will man mehr. Die heutige Etappe führt uns auf die Beara Halbinsel, hier ist es eher ruhig, die Landschaft toll, die Straßen irisch (d.h. hoppelig).

Der Dienstagvormittag beschert uns Sprühregen und tief hängende Wolken. Aber auch eine phänomenale Tour über den Healy Pass und durch das Black Valley zum Gap of Dunloe. Was für eine Landschaft! Auf der nördlichen Abfahrt vom Gap of Dunloe kommen uns auf der Single Track Road jede Menge Pferdekutschen entgegen, also aufpassen. Dafür kommt bei der Teepause am Ende des Gap die Sonne raus und es bleibt den restlichen Tag trocken.

Und das ist gut so, denn es geht noch auf die Dingle Halbinsel mit tollen Ausblicken. Auf der südlichen Strecke zur Spitze haben wir jede Menge Verkehr. Wenn Dingle die ruhige Schwester des Ring of Kerry ist, ist es gut, dass wir uns den erspart haben! Der Rückweg nach Dingle auf der Nordseite ist deutlich ruhiger und das letzte Sahnestück des heutigen Tages ist der Conor Pass mit einer phänomenalen Aussicht und schicken Kurven.

Der Mittwoch bleibt tatsächlich trocken, aber es ist weiterhin recht kühl und windig. Die Strecke heute ist nicht so spannnend, ich hatte nicht erwartet, dass es so viel geradeaus geht. Um uns den Umweg über Limerick zu sparen, fahren wir mit der Fähre in Tabert über den Shannon. Dann geht es zum Loophead Lighthouse mit toller Aussicht und schlechtem Cappuccino. Kaffee haben sie einfach nicht drauf. Dafür gibt es in allen Lebenslagen guten Tee in ausreichenden Mengen. :-)

Die Cliffs of Moher müssen natürlich sein, auch wenn der Parkplatz unverschämt teuer ist und wir uns den Ausblick mit unzähligen weiteren Touristen teilen. Aber ja, sie sind schon recht beeindruckend. Man könnte weit herumlaufen und unterschiedliche Perspektiven genießen, aber in Mopedklamotten und Helm in der Hand beschränken wir uns auf das Wesentliche. Was man aber auf jeden Fall anhängen sollte ist ein Abstecher in The Burren. Was für eine bizarre Landschaft!

Der Donnerstag bleibt bis auf einen Schauer morgens sonnig und trocken und wird ein wunderbarer Tag. Es geht nach Connemara und das ist aber ganz vorn mit dabei! Zunächst geht es über die Gorumna Insel und dann über zwei Teerstreifen mit Blümchen in der Mitte bis ans äußerste Ende nach Trá Mhór. Ein geniales Ende der Welt, das wir für uns alleine haben.

Connemara bietet karibische Buchten, bizarre Felsformationen und idyllische Seen, man könnte alle 5m stehen bleiben. Auf Fotos kommt das gar nicht so rüber, wie es in echt aussieht. Auf jeden Fall mitnehmen sollte man den Sky Road Loop bei Clifden, sch***, ist das schön hier! Danach noch eine schicke Straße über Kylemore Abbey nach Westport, wo wir in der netten Kleinstadt ein tolles Zimmer finden. Genialer Tag!

Auch der Freitag bleibt bis auf ein paar Sprühschauer trocken, aber es ist weiterhin recht kühl und windig. Am Vormittag fahren wir auf Achill Island und dort eine geniale Straße zur Keem Bay mit Karibik Feeling (wenn man sich die Schafe wegdenkt und es ca. 20° wärmer wäre). Es gehen trotzdem Leute baden, Iren scheinen hart im Nehmen.

Danach geht es durch eine sehr einsame Landschaft die Küste entlang zum Downpatrick Head. Hier wohnen nur Schafe. Wieder tolle Ausblicke ehe es über die langweilige Bundesstraße nach Sligo geht.

Der Samstag bleibt trocken und nach einer Huldigung an der Rory Gallagher Statue in Ballyshannon geht es zu einem weiteren Highlight - Slieve League. Die Klippen sind 3x so hoch wie die Cliffs of Moher, extrem hübsch und im Vergleich wenig besucht. Sollte man machen!

Der Col Glengesh ist ebenfalls ein Sahnestück und nach einem weiteren, wunderbaren Stück an der Küste entlang geht es durch den sehr einsamen Mukish Gap. Auch wenn das letzte Stück nach Letterkenny wieder nicht so spannend ist, war es ein weiterer genialer Tag.

Leider regnet es am Sonntag den ganzen Tag und es ist kalt. Das trübt die Laune natürlich etwas. Schade, denn Gegend und Strecke wären weiterhin sehr schick. Nach einem Abstecher zum Malin Head, dem nördlichsten Punkt der irischen Insel, geht es mit der Fähre von Greencastle nach Nordirland. Wegen des Wetters ersparen wir uns den Weg über Derry, der ursprünglich geplant war.

Natürlich fahren wir in Nordirland die Strecke der NW 200, nach der TT auf der Isle of Man und neben Macau der wichtigste Straßenrennkurs. Und natürlich fahren wir zum Giant's Causeway, zahlen viel Geld für's Parken und sind dann etwas enttäuscht. Schon nett, aber so klein? Geschlafen wird heute in Ballymoney, wo wir ausgiebig Joey und Robert Dunlop im Memorial Garden huldigen und in Joey's Pub einen auf die Jungs trinken. Im Pub gibt's jede Menge Fotos, Original Trophäen, Rennmotorräder und Lederkombis. Danke an den netten Nordiren auf der Fähre für den Tipp!

Zum Glück bleibt es am Montag trocken, wenn auch weiterhin kühl und windig. Morgens geht es zur Bregagh Road, als The Dark Hedges durch den Film Game of Thrones berühmt geworden. Wegen der vielen Besucher ist die Straße mittlerweile für den Durchgangsverkehr gesperrt, man darf nur zu Fuß durchlaufen.

Dafür sind wir am Torr Head wieder ganz alleine und genießen die Aussicht. Von dort geht es über die geniale Küstenstraße nach Larne. Zunächst schmal und kurvig am Berg entlang, dann sehr schick mit schönen Kurven am Meer. Von Larne nehmen wir die Fähre nach Schottland. Wir wollen zur Isle of Man und das ist von Irland aus leider eher schwierig, da es nur wenige Fährverbindungen gibt. Also nehmen wir den Umweg über Schottland und England, von wo aus mehrmals täglich Fähren zur Isle of Man gehen.

Daher geht es am Dienstag eher unschick über Bundesstraße und Autobahn nach Heysham. Leider hat die Fähre Verspätung, da sich in Douglas beim Beladen ein Wohnwagen verkeilt hat und so müssen wir fast 4 Stunden warten. Wenigstens ist das Wetter gut und am Fährhafen wartet mit uns ein original DeLorean DMC-12, leider ohne Fluxkompensator.

Am Mittwochmorgen geht es dann über den legendären Snaefell Mountain Course auf der Isle of Man. Jesses, man muss schon auf eine sehr spezielle Art bekloppt sein, um hier mit Vollgas durchzuknallen. :O Die Straße ist hoppelig, es geht durch Orte und um fiese Kurven, Balaugh Bidge ist eine krasse Sprungschanze und auf den Snaefell geht es krass bergauf und bergab.

Aber auch abseits des Mountain Course ist die Isle of Man wunderschön. Wir fahren noch den weniger bekannten Kurs der Southern 100, sehen Seehunde auf der St. Michael Isle, schlendern durch die Gassen von Douglas und gucken uns die Pferdestraßenbahn an. Es hat sich gelohnt, hierherzukommen, auch wenn die Fähre unverschämt teuer war.

Donnerstagmorgen geht es mit der Fähre zurück nach Heysham. Durch den Großraum Liverpool - Manchester nehmen wir die Autobahn nach Nordwales. Es regnet die meiste Zeit leicht vor sich hin, die Strecke ist fad und Rhyl, die heutige Station, etwas heruntergekommen. Kann ja nicht jeder Tag immer genial sein...

Dafür wird der Freitag wieder umso schöner. Wetter ist nach einem kurzen Schauer morgens toll und es geht nach Anglesey, der Insel der Druiden. Am South Stack Lighthouse sehen wir unzählige brütende Seevögel, sogar ein paaar Papageientaucher sind darunter.

Danach geht es durch den unfassbar schönen Snowdonia Nationalpark. Straße ist auch nett, macht Spaß! Am Mach Loop bei Tal-y-Ilyn sehen wir heute keine Flieger, aber es ist auch so schön hier. Das Tal ist ein Tieffluggebiet für Kampfjets, einfach mal bei YouTube nach Mach Loop suchen. ;-) Und auch der Extraloop über Tywyn macht nochmal richtig Spaß.

Am Samstag haben wir vorallem am Vormittag wieder sehr frische Temperaturen und Regen. Was schade ist, da die Strecke durch Wales echt schön wäre. Ab Mittag wird es besser, aber da haben wir leider Autobahn nach Glastonbury, was in dicht besiedelten Regionen dennoch die bessere Wahl ist. Glastonbury ist bevölkert von zahlreichen skurrilen Esoterikern, der Aufstieg zum Tor lohnt aber alleine schon wegen der Aussicht, auch wenn man wie wir nicht an Kraftlinien glaubt. ;-)

Der Sonntag beschert uns einen sonnigen Tag und es wird am Nachmittag fast warm. Durch den sehr einsamen Exmoor Nationalpark geht es in Richtung Cornwall. Leider ist die Straße oft nass und schmutzig, es wären einige nette Stücke dabei.

In Tintagel nächtigen wir stilvoll im Camelot Castle und genießen den netten kleinen Ort und die wunderbare Landschaft. Die Ruinen selbst besuchen wir nicht, da der Eintritt echt teuer ist und man von der gegenüberliegenden Seite eh den besseren Blick hat.

Der Montag startet dann allerdings nicht ganz so gut, ich habe einen platten Hinterreifen und wir sind hier am Ende der Welt... Ich habe unfassbares Glück, dass der Hausmeister ein Gerät zur Hand hat, mit dem wir den Reifen aufpumpen können. So komme ich bis Camelfort, wo ein netter Mechaniker bei Bike Bits den Reifen flickt. Und der hält tatsächlich ohne Druckverlust durch bis wir wieder zuhause sind. Trotzdem nehmen wir den direkten Weg nach Poole ohne den geplanten Extraloop über das Dartmoor. Von Poole aus startet unsere Fähre morgen früh zurück nach Cherbourg.

Da wir Freitag zuhause sein wollen, heißt es auch für den Rückweg überwiegend Autobahn mit Stationen in Bayeux, Laon und Schwäbisch Hall. Bayeux ist schön, aber sehr touristisch, Laon ist deutlich ruhiger und eigentlich auch schöner. Und Schwäbisch Hall ist eh nett. Für die letzte Etappe nach Hause gönnen wir uns dann nochmal gut geteerte, deutsche Nebenstraßen mit zum Glück wenig Verkehr. Und kommen am Ende tatsächlich fast ins Schwitzen, hatten wir auf den Inseln eher nicht...

Unser Fazit: Irland ist motorradtechnisch nicht erste Wahl. Die Straßen sind größtenteils in eher mäßigem Zustand und es geht überraschend viel geradeaus. Aber die Landschaft entschädigt dafür mehr als reichlich, ist halt mehr was zum Gucken, weniger was zum Rumbrennen, aber das hatten wir ja gewusst. Der Wild Atlantic Way, dem wir überwiegend gefolgt sind, ist eine gute Wahl, um an die spektakulärsten Punkte zu kommen. Die großen Namen wie Ring of Kerry oder Cliffs of Moher sind allerdings überlaufen, obwohl wir in der Nebensaison unterwegs waren.

Die Republik Irland ist preislich ungefähr auf dem Niveau von Deutschland. An den Wochenenden herrscht viel inneririscher Ausflugsverkehr. Nordirland ist etwas günstiger, es kommt jedoch auf den Wechselkurs an. Zwar gibt es zwischen der Republik Irland und Nordirland keine Grenzkontrollen, dennoch ist für Großbritannien und Nordirland ein Reisepass erforderlich, der Personalausweis reicht nicht aus.

Da wir unbedingt auch auf die Isle of Man wollten, haben wir den Osten und die Midlands von Irland ausgelassen. Rund um Dublin würde es noch ein paar nette Strecken und Sehenswürdigkeiten geben, aber vielleicht ein ander Mal. Trotz der horrenden Fährkosten würde ich aber immer wieder auf die Isle of Man fahren. Tolle Insel und mal selbst den Mountain Course fahren ist eigentlich eh unbezahlbar...

In Wales sollte man sich Snowdonia auf keinen Fall entgehen lassen. Und Glastonbury und Tintagel sind nicht nur für Esoteriker und Artus Fans lohnende Ziele. Von Cornwall hätte ich mir gerne mehr angesehen, aber Zeit und Reifentrouble haben das leider nicht zugelassen. Und man muss sich ja auch noch was für weitere Touren aufheben. ;-) Alleine wegen Tee, Frühstück und den netten Menschen sind die Inseln immer eine Reise wert.

Insgesamt waren wir 23 Tage unterwegs und sind 6.448 km gefahren. Viel Zeit ging für die Fährüberfahrten drauf, aber das lässt sich halt nicht vermeiden, wenn man mit dem eigenen Moped auf die Inseln will. Wetter war eigentlich soweit ganz ok, weniger Regen als befürchtet, dafür kälter als erwartet. Wobei es laut den Einheimischen wohl ein ungewöhnlich kühler Juni war. Alles in allem auf jeden Fall wieder ein super schöner Urlaub!

Am Schluss noch ein großer Dank an Ulrich Knüppel-Gertberg. Von seiner tollen und umfangreichen Seite Irland-Insider haben wir uns viele gute Tipps zu interessanten Strecken abgeguckt.