Ostspanien

09.06. - 24.06.2023

Hier geht's zum ausgiebigen Reisetagebuch (pdf, ca. 11 MB)

Nachdem ich im Motorradurlaub 2022 unglaublich gefroren hatte, wollte ich 2023 wohin, wo es warm ist. Und da Spanien immer eine hervorragende Wahl ist, ging es im Juni 2023 in den wilden Osten Spaniens. Die Anfahrt erfolgt mit Auto und Hänger nach Prades in Südfrankreich. Auto und Hänger werden sicher bei der Villa du Parc abgestellt, einer Empfehlung aus der Zeitschrift Motorrad, die wir absolut teilen können. Da für die erste Übernachtung dort aber leider kein Zimmer frei ist, verbringen wir die erste Nacht bei Nadia im B&B La Belle d'Âme, einer wunderbaren Unterkunft, die wir sehr empfehlen können.

Am Samstag startet die Tour dann mit den Mopeds bei bestem Wetter. Dieses Mal sind uns die Pyrenäen wettermäßig tatsächlich ziemlich gewogen. Schon in Frakreich startet die Strecke ziemlich schick, aber als wir nach Spanien kommen, wird der Zustand schlagartig besser und die Strecke hammermäßig. Ja, bist Du deppert, die Spanier bauen einfach die besten Straßen! Das letzte Stück bis Vic führt dann bei sintflutartigem Regen über eine breitere Straße. Vic ist überraschend hübsch mit einer sehenswerten Altstadt, die wir erkunden, nachdem wir das nächste heftige Gewitter abgewartet haben.

Der Sonntag startet mit Kurven zum schwindlig fahren in bestem Zustand. Da wir die größeren Straßen in der Region teilweise schon auf früheren Touren gefahren sind, wählen wir für diese Tour meist Straßen der 2. und 3. Kategorie. Auch diese sind meistens in einem top Zustand und führen oft durch tolle Landschaften. Mittags warten wir einen Regenschauer bei einem Kaffee ab, ehe es weiter zum Montserrat, dem heiligen Berg Kataloniens, geht. Was für ein Felsblock in der Landschaft! Die Nacht verbringen wir in Manresa, das uns insgesamt nicht ganz so gut gefällt, für eine Nacht aber ok ist.

Für den Rest der Tour werden uns beim Fahren nur noch ein paar Regentropfen erwischen, die kaum der Rede wert sind. Ideale Bedingungen. Am Montag fahren wir eine sehr schicke Strecke von Calaf zum Kloster Poblet, das sehenswert ist. Und dann folgt eine unfassbare Straße Richtung Prades in der Provinz Lleida. Die Straßenplaner in Spanien müssen echt lauter Bekloppte sein. Oder Motorradfahrer. :-) Danach gibt es einen Abstecher zur Rennstrecke in Alcarràs, auf der heute leider nichts los ist. Eigentlich möchten wir in Monzón übernachten, finden dort aber kein Hotel. Also geht es über die Autovia weiter nach Huesca, einer überraschend schönen und lebendigen Stadt.

Nach ein paar langweiligen Straßen kommen wir am Dienstag zurück in die Ausläufer der Pyrenäen und da wird es wieder richtig schick. Coole Straßen, tolle Landschaft, kein Verkehr - ein Traum. Man sollte viel öfter nach Spanien fahren, die Straßenbauer haben gute Drogen. ;-) Das heutige Tagesziel Pamplona ist auch außerhalb von San Fermín einen Besuch wert. Der Eintritt in die Kathedrale mit Kloster lohnt sich. Und nach einem leckeren Abendessen sehen wir den Einheimischen beim Tanzen auf dem Plaza del Castillo zu. Offensichtlich nicht für Touristen, sondern einfach aus Spaß.

Der Mittwoch ist bewölkt, windig und schwül, aber es bleibt trocken. Nachts hat es geregnet und die Straßen sind überwiegend noch nass. Heute machen wir einen Abstecher nach Biarritz in Frankreich. Das finde ich allerdings enttäuschend, wenig mondänes Seebad, viele hässliche Hochhäuser. Also schnell zurück nach Spanien, da sind auch die Straßen besser. Allerdings ist die Strecke nach Donostia - San Sebastián nervig, jede Menge Orte und noch mehr Verkehr. Küste sucks! Dafür ist Donostia - San Sebastián ein echter Traum, eine wunderschöne Stadt mit einem tollen Flair.

Bei idealem Wetter geht es am Donnerstag über eine schicke Strecke nach Gernika, wo wir uns das berühmte Picasso Bild ansehen. Natürlich nicht das Original, das hängt in Madrid, sondern die Nachbildung aus Fliesen am Mahnmal. Danach geht es über eher langweilige Straßen zu den Salinen von Añana, einem Ort, in dem seit 6.500 Jahren oberirdisch Salz aus salzhaltigen Quellen gewonnen wird. Das heutige Tagesziel Burgos ist eine weitere sehr sehenswerte Stadt. Vor allem die Kathedrale ist sehr beeindruckend, die 10,00 € Eintritt sind gut angelegt.

Am nächsten Tag warten wieder unglaubliche Straßen auf uns. Nur dazwischen haben wir einen ziemlichen Eselspfad, auf dem erst Schafe, dann Kühe und schließlich ein Pferd auf der Straße stehen. Ab der Staumauer wird die LR-113 dann aber eine wahre Rennstrecke, die uns mal wieder das dämliche Grinsen im Gesicht festfriert. Ist ja auch als Ruta Moturas ausgeschildert. Das gibt es auch nur in Spanien... Tagesziel ist heute Soria, eine nette Kleinstadt, die erst ziemlich ausgestorben wirkt, ehe die Spanier gegen Abend die klimatisierten Räume verlassen. Dann ist aber mal richtig Party angesagt hier!

Am Samstag wird es heiß, am Nachmittag knacken wir erstmals die 30° Marke. Bis auf einen kurzen Abschnitt sind die Straßen heute eher langweilig, auch den Extraloop über die A-122 hätten wir uns sparen können. Das heutige Tagesziel ist Zaragoza, wo an diesem Wochenende Mittelalterfest ist. Die Basílica del Pilar, die Hauptsehenswürdigkeit von Zaragoza, ist außen schicker als innen. Dafür lohnt ein Besuch im Aljafería-Palast, einem ehemaligen maurischen Palast, in dem heute das Parlament von Aragón tagt. Nach der Kultur gibt es leckere Grillspezialitäten auf dem Mittelalterfest, zum Glück überdacht, während ein heftiges Gewitter mit Starkregen niedergeht.

Der Sonntag ist nach den Gewittern der letzten Nacht nicht mehr so heiß. Morgens geht es unspektakulär über die Bundesstraße zum Motorland Aragón, wo lustige Autos unterwegs sind. Das Highlight des heutigen Tages ist die CV-105 von Herbeset nach La Sénia - Straße brandneu, Landschaft Wahnsinn, Kurven ohne Ende und nix los. Tortosa bietet außer dem Parador de Tortosa, in dem wir heute nächtigen, nicht viel und gefällt uns von allen Übernachtungsorten am wenigsten. Dafür ist das Hotel, das sich in einer alten Burg befindet, wirklich schön und bietet eine tolle Aussicht über die umliegenden Berge.

Der Montag bringt wieder ein unfassbare Tour durch die Berge, meistens mit top Belag, Kurven zum schwindlig fahren, kein Verkehr und eine unglaubliche Landschaft. Man weiß wieder nicht, ob man gucken oder brennen soll. C-12, C-43, T-702, T-704 - magische Zahlen! :D Heute ist wieder ein Motorrad-Traumtag. Und der findet in Tarragona einen wunderbaren Abschluss. Die Stadt am Meer bietet römisches Gerödel, eine schöne Kathedrale und eine schicke Altstadt. Kann man definitiv machen!

Nach zwei Tagen mit angenehmen Temperaturen wird es am Dienstag wieder recht heiß. Die Strecke bis zum Montserrat ist sehr schick, dann haben wir viel Verkehr. Erst als wir am Nachmittag wieder auf eine kleine Nebenstraße abbiegen, wird es besser, bei den Temperaturen aber auch anstrengend. Eine weitere bemerkenswerte und tolle Stadt ist Girona mit seiner großen und schönen Altstadt und der Stadtmauer, auf der man entspannt um die halbe Altstadt bummeln kann.

Auch am Mittwoch bleibt es warm, wenn auch zum Glück nicht mehr ganz so heiß. Morgens drehen wir eine sehr schicke Runde Richtung Meer über die GI-664 und die GIV-9703, dann biegen wir ab Richtung Norden und Pyrenäen. Die schmale Bergstraße an der französischen Grenze nach La Jonquera ist dann wieder ein Traum. Die Pyrenäen haben schon was, wenn es nicht regnet und a***kalt ist! In Figueres hat sich Dalí ein Denkmal in Form eines Museums gesetzt, das wir aber nur von außen gucken. Daneben gibt es in der netten Kleinstadt noch eine kleine, aber feine Altstadt und ein riesiges Castell, das wir zum Abschluss des Tages umrunden.

Am Donnerstag heißt es Abschied nehmen von Spanien, es geht zurück nach Frankreich. Die GI-502 und die GI-503 machen uns den Abschied schwer und meißeln ein letztes Mal das dämliche Grinsen in unsere Gesichter. In Frankreich bleibt die Strecke zwar schick und die Landschaft phänomenal, der Straßenzustand wird aber schlagartig schlecht bis miserabel. Nicht entgehen lassen sollte man sich trotzdem die D619 hinunter nach Prades mit spektakulären Ausblicken und dem Roc Cournut, einem bizarren Felsen in der Landschaft.

Da wir noch eine Nacht in Prades verbringen, geht es am Freitag auf eine Abschiedstour durch die französischen Pyrenäen ohne Gepäck. Wir folgen grob einem Vorschlag von Philippe, dem sehr netten Wirt der Villa du Parc. Zum Glück ist es in den Bergen angenehm kühl, denn heute ist die Eselspfad Etappe schlechthin. Vorallem die Straße nach Trilla, Jesses... Aber auch heute wieder Wahnsinns Landschaft und ein paar echt krasse Straßen. Top Empfehlung ist die Gorges de Galamus, aber auch die D4 hinunter nach Olette - holla, the woodfairy! :O Da darfst Du Dir keine Unaufmerksamkeit erlauben, sonst geht's im wahrsten Sinne des Wortes bergab. Trotzdem ein sehr gelungener Abschluss unserer Tour, am Samstag geht's dann mit dem Auto zurück nach Hause.

Unser Fazit: Spanien ist halt einfach ein Traum, egal welche Ecke. Unglaubliche Straßen, auf denen kaum ein Mensch unterwegs ist, in traumhaften Landschaften, lecker Essen und nette Leute. Sollte man definitiv öfter hin! Vui Plotz, koane Leit - das ist Urlaub! Unterkünfte haben wir wie immer spontan gesucht, was kein Problem war. Spanien ist zwar günstiger als Deutschland und Frankreich, da wir aber meist in größeren Städten genächtigt und 4* Hotels gewählt haben, war es nicht ganz so preiswert. Auf dem Land und in einfacheren Unterkünften kommt man deutlich günstiger weg. Wenn möglich, empfiehlt es sich für einen erholsamen Nachtschlaf ein Zimmer mit dos camas zu nehmen, auch wenn es ein paar € teurer ist, außer man ist sehr frisch verliebt.

Unsere Hotelempfehlungen (Preise jeweils für Übernachtung mit Frühstück im Doppelzimmer und Garage):

  • Pamplona: Hotel Tres Reyes, 220,00 € - zentral, schick, sehr gutes Frühstück
  • Donostia-San Sebastián: Hotel Arrizul Catedral, 187,00 € - zentral, schöne Zimmer
  • Burgos: Hotel Silken Gran Teatro, 121,50 € - zentral, große Zimmer, gutes Frühstück
  • Zaragoza: Hotel NH Ciudad de Zaragoza, 140,98 € - zentral, schick, unbedingt Zimmer mit Blick auf El Pilar nehmen
  • Tarragona: Hotel H10 Imperial Taracco, 224,00 € - tolles Zimmer mit grandioser Aussicht, sehr gutes Frühstück
  • Girona: Hotel Històric, 165,44 € - familiengeführt in einem historischen Gebäude mitten in der Altstadt, leider keine Parkmöglichkeit am Hotel, Motorradstellplatz um die Ecke

Wieder ein toller Urlaub im wunderbaren Spanien. Mit dem Moped waren wir insgesamt 14 Tage unterwegs und sind 3.400 km gefahren. Dazu kamen die beiden Reisetage mit dem Auto und nochmal knapp 2.800 km. Und ich habe nicht gefroren und die warmen Klamotten blieben unbenutzt im Gepäck!