Schottland & Co.

05.06. - 21.06.2015

Hier geht's zum ausgiebigen Reisetagebuch (pdf, ca. 6,2 MB)

2015 war es endlich so weit, die bereits für 2013 geplante Schottland Tour stand an. Fazit: Schottland ist der Wahnsinn, Wales ist schön und England ist nett. Und einige Vorurteile über die Insel stimmen kein Stück, wie z.B. das mit dem Essen. Das war nämlich ganz ausgezeichnet! Oder das mit dem Regen. Es regnet nämlich nicht immer und noch nicht mal jeden Tag! ;-)

Los geht der Urlaub allerdings nicht ganz so beschaulich. Um die 850 km zur Fähre entspannt zu bewältigen, brechen wir Freitag morgens auf. Der Plan ist, gemütlich über die Landstraße nach Amsterdam zu fahren, um dort am Samstag gegen 16:00 auf der Fähre einzuchecken. Doch nach den ersten 100 km springt die Speedy nicht mehr an und bei Bamberg quittiert sie endgültig den Dienst. Kein Strom mehr. Der ADAC bringt mich schließlich nach Coburg in die Triumph World Oberfranken. Diagnose: Regler der Lichtmaschine hinüber. Aber ich habe großes Glück im Unglück. In einer Kiste findet sich ein gebrauchter Regler der passt und funktioniert und nach fünf Stunden kann der Urlaub doch fortgesetzt werden. Ein riesengroßes Dankeschön für die schnelle, unkomplizierte und professionelle Hilfe! Ihr habt unseren Urlaub gerettet! Da es schon spät am Nachmittag ist und wir noch nicht allzu weit gekommen sind, benutzen wir nun doch ausnahmsweise das böse Wort mit A und hetzen über die Autobahn bis Dortmund, wo wir eine Nacht verbringen, und am nächsten Tag nach IJmuiden, wo wir rechtzeitig am Fährhafen ankommen. Ging ja nochmal gut.

Die Überfahrt überstehe ich ganz gut, mir wird fast gar nicht schlecht und ich kann sogar recht gut schlafen. Die See ist zum Glück recht ruhig. Und dann kommen wir endlich in Newcastle an und machen unsere erste Erfahrung mit dem Linksverkehr. Geht besser als erwartet und selbst die Kreisverkehre machen keine Schwierigkeiten. Allerdings sind die Temperaturen erwartet frisch und der Wind eisig. Aber es ist sonnig und somit alles gut. Am Anfang geht es durch die Borders, die Lowlands im Osten von Schottland. Die Landschaft ist noch recht lieblich. Wir sehen die ersten Hügel und Schafe. Hügel und Schafe, das wird das Motto dieses Urlaubs und das vorherrschende Bild. Durch die dichtbesiedelte Engstelle zwischen Glasgow und Edinburgh geht es zunächst in die Grampian Highlands. Und dann durch eine wunderschöne Landschaft und über unsere ersten Single Track Roads zum Loch Ness. Das Wetter bleibt uns gewogen, es ist überwiegend sonnig und halbwegs warm. Also - für schottische Verhältnisse.

An der Ostküste geht es durch eine grandiose Landschaft zum Duncansby Head dem nordöstlichen Zipfel von Schottland. An der Nordküste entlang fahren wir nach Westen. Eine rauhe Landschaft in einem rauhen Klima. Noch immer bleibt es trocken, aber es ist nun doch recht frisch und der Großteil der Klamotten wandert aus dem Gepäck an den Körper. Der Weg schließlich über Single Track Roads an der Westküste entlang nach Süden bleibt unvergesslich. Eine unglaubliche Landschaft, alle drei Meter könnte man stehen bleiben und Fotos machen. Und doch können Fotos die Eindrücke nicht einmal ansatzweise widergeben. Unvergleich und einfach nur wunderschön. Die Zeit ist perfekt, der Stechginster blüht und verwandelt die kargen Hügel in goldene Fantasielandschaften. Rechts das Meer mit tief eingeschnittenen Buchten, links die Highlands mit Seen, Hügeln und Schafen. Und dazwischen immer wieder Strände, die aussehen wie in der Karibik. Wahnsinn!

Weiter an der Westküste entlang fahren wir zur Isle of Skye. Das Wetter wird etwas schlechter, zum ersten Mal erwischt uns der schottische Regen. Aber zum Glück nur einzelne Schauer undnkein Dauerregen. Weiterhin ist es recht frisch, aber ab Mittag wird es meistens schöner und am Nachmittag kommt auch wieder die Sonne raus. Nach der grandiosen Landschaft der Westküste im Norden sind wir von der Isle of Skye fast ein wenig enttäuscht, obwohl auch hier die Landschaft einiges zu bieten hat. Aber die Kinnlade-fällt-auf-Brust-Aussichten sind hier nicht alle drei Meter zu finden, wie weiter im Norden. Zurück auf dem Festland geht es weiter in Richtung Süden. Die Landschaft ist nicht mehr ganz so rauh und es gibt auch wieder einzelne Wälder. Hügel und Schafe gibt es aber hier natürlich auch.

Schließlich verlassen wir die Highlands und kehren zurück in die Lowlands nach Dumfries & Galloway. Die Landschaft wird noch lieblicher und hat ihren eigenen unvergleichlichen Charme. Die Straßen machen Spaß und erinnern stellenweise an Achterbahnen. Rauf und runter, links und rechts mit einzelnen Sprüngen. Das hat was. Es wird auch wieder ein wenig wärmer und bleibt trocken. Nun müssen wir uns entscheiden. Wir haben vorab keine Rückfahrt gebucht, um uns alle Optionen offen zu halten. Also stellt sich die Frage, ob wir noch in Schottland bleiben oder uns Richtung Süden orientieren, um über Dover zurück zu fahren. Da die Wettervorhersage für die nächsten Tage für England deutlich besser ausfällt als für Schottland, beschließen wir schließlich Schottland zu verlassen und über Wales nach England und Dover zu fahren.

Also geht es weiter nach Süden und zunächst in den Lake District, eine der Haupt-Urlaubsregionen Englands, wo es auch wirklich schön ist. Seen, Hügel und Schafe. Kennen wir das nicht....? Ja, aber anders, denn hier ist es üppig grün und dicht bewachsen. Single Track Roads zwischen hohen Hecken, was spannend ist, da man nie weiß, was einen hinter der nächsten Ecke erwartet. Danach geht es weiter nach Wales, wo es wieder eher wie in Schottland aussieht und die Orte völlig unaussprechliche Namen haben. Auch eine wirklich schöne Gegend. Endlose Sandstrände am Meer und verfallene Castles inbegriffen. Nach sonnigen Tagen haben wir in Wales tiefhängende Wolken, was eine Passüberquerung auf einem schmalen Sträßchen bei ca. 20 m Sichtweite spannend macht. Abenteuer-Urlaub.

Über die beeindruckende Severn Bridge geht es zurück nach England. Bis auf die Schafe sieht es hier nicht recht viel anders aus als daheim. Ok, und bis auf die Hecken. Die Gegend ist dicht besiedelt, obwohl wir um London einen möglichst weiten Bogen machen und auch die Südküste meiden. Aber nach der Einsamkeit im Norden ist es fast ein Kulturschock. Eigentlich möchten wir uns Stonehenge ansehen, ist ja fast ein Muss, so gesehen. Aber 17,20 Pfund ist ein stolzer Preis für ein paar alte Steine und außerdem ist es schon recht spät am Nachmittag. Die angekündigten 35 min. Fußmarsch von der Kasse bis zu den Steinen geben schließlich den Ausschlag, Stonehenge sehen wir uns im Internet an und nicht im Original. Und so kommen wir schließlich in Dover an, wo wir eine relativ günstige Passage für den nächsten Tag nach Calais buchen.

Und dann heißt es Abschied nehmen von der Insel. Von Black Pudding zum Frühstück (yummie!), vom Linksverkehr, von Hügeln und Schafen. Wir haben einen tollen Urlaub gehabt, durften unglaubliche Landschaften erleben und lustige Straßen fahren. Überall waren die Menschen unheimlich nett und freundlich, boten ihre Hilfe an und man hat immer das Gefühl, die Freundlichkeit kommt von Herzen. Das Essen war wirklich und ehrlich gut und mit dem Wetter hatten wir entweder Glück oder es ist auch besser als sein Ruf.

Die Straßen waren überwiegend gut, besonders der sehr griffige Belag vermittelt auch im Regen noch ein recht sicheres Gefühl. Und es gibt auch immer wieder ein paar Ecken, wo man es ein wenig fliegen lassen kann. Aber dann verpasst man ja die tolle Landschaft....

Mit An- und Abreise von und zur Fähre kamen schließlich ca. 6.000 km auf den Tacho der Lasttiere. Und so bleibt zum Schluss nur zu sagen: guid cheerio the nou, wir kommen bestimmt wieder. Es gibt da noch so ein paar Single Track Roads, die sind wir noch nicht gefahren....