Ostdeutschland

06.09. - 19.09.2020

Hier geht's zum ausgiebigen Reisetagebuch (pdf, ca. 7,8 MB)

Eigentlich war für 2020 eine Tour durch die drei baltischen Staaten geplant. Doch dann kam Corona... Also wurde das Baltikum auf einen späteren Zeitpunkt verschoben und der Urlaub von Juni auf September. Da wir die meisten deutschen Mittelgebirge bereits bereist hatten, fiel die Wahl für diese Tour auf eher untypisches Motorrad Terrain - Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern.

Die Anreise in den wilden Osten geht durch das Fichtelgebirge, wo sich jede Menge schicke Motorrad Strecken finden lassen. In Oberkotzau sehen wir uns den Fernweh-Park an, in dem es neben jeder Menge internationaler Ortsschilder auch eine Sammlung von lustigen deutschen Ortsnamen gibt. Wer möchte nicht gerne in Feierabend wohnen? Deutsch-deutsche Geschichte gibt es dann in Mödlareuth, wo ein Teil der ursprünglichen Grenzbefestigungen besichtigt werden kann. Übernachtet wird heute im Hotel Beierleins nahe dem Sachsenring, eine gute Adresse für Motorradfahrer.

Den Sachsenring besuchen wir dann natürlich am nächsten Morgen und sehen uns vom Parkplatz von Motorrad Unger das erste freie Training der IDM an. Heute geht es über schicke Strecken in Richtung Harz mit einem Zwischenstopp in Naumburg, um den dortigen Dom zu besichtigen. Übernachtet wird in Quedlinburg, wo wir überraschende Schwierigkeiten haben, eine Unterkunft zu finden. Wir suchen ja normalerweise immer erst spontan nach der Ankunft. Das stellt sich für diesen Urlaub aber schnell als schwierig heraus. Deswegen gehen wir dazu über, bereits am Morgen telefonisch eine Unterkunft für den Abend zu buchen.

Eigentlich wollten wir den nächsten Tag im Spreewald verbringen, aber der ist komplett ausgebucht. Also wird als Tagesziel Cottbus ausgegeben. Und ab heute fangen die geraden Strecken an. Geradeaus durch endlose Alleen werden wir in diesem Urlaub viel fahren - sehr viel! Wie immer meiden wir die großen Straßen und navigieren über kleine Nebenstrecken, deren Zustand oft - äh - suboptimal ist. Schimmere Eselspfade haben wir auch in Rumänien und Portugal kaum gefunden... Zwischenstopps gibt es heute in Wittenberg und in Lehde im Spreewald. Da strömen aber die Touristen Massen und wir sind fast froh, hier keine Unterkunft gefunden zu haben. Und Cottbus ist auch überraschend schick und deutlich ruhiger.

Auch die Mecklenburger Seenplatte ist ausgebucht, also geht es am nächsten Tag gleich hoch zum Stettiner Haff nach Ueckermünde. Unterwegs statten wir natürlich der Baustelle der Tesla Gigafactory einen Besuch ab, wo die Bauarbeiten anscheinend zügig voranschreiten. Es geht wieder viel geradeaus durch Alleen, um Berlin herum mit viel Verkehr. Man lernt Kreisverkehre zu schätzen, wenigstens mal eine Kurve zur Abwechslung. Ueckermünde ist ein netter kleiner Ort. Auf dem Rückweg zur Unterkunft haben wir leichten Nieselregen, der einzige Regen des ganzen Urlaubs. Beim Fahren haben wir es immer trocken mit meist angenehmen Temperaturen.

Mit einer Runde Usedom startet der nächste Tag. Schräglage ist heute trotz gerader Straßen wegen Wind. Auf Usedom ist die Hölle los und ohne Moped würden wir dank zahlreicher Bautellenampeln jetzt noch dort im Stau stehen. In Heringsdorf gibt's auf der Seebrücke einen Kaffee, wegen Wind und Menschenmassen ist es aber nicht so wirklich gemütlich. Also schnell weg! Die Peenebrücke in Wolgast ist gerade hochgeklappt als wir ankommen, was uns zwar etwas Wartezeit beschert, aber dank Moped haben wir einen Platz in der ersten Reihe und sind beeindruckt von der Technik. Heutige Station ist Stralsund, das wirklich schön ist und im Hotel Hafenresidenz haben wir ein tolles Zimmer mit Hafenblick. Das Hotel ist eine unbedingte Empfehlung, genau wie die nebenan gelegene Rockeria, wo es gute Burger mit Ausblick und guter Mucke gibt. Und einen Kellner mit Haaren bis zu den Knien. Wir sind beeindruckt!

Eigentlich wollten wir uns am nächste Tag ein wenig Rügen ansehen, aber da ist es langweilig und voll. Also gibt es nur einen Kaffee mit unfreundlicher Bedienung in Prora und dann nichts wie weg. Durch die vorpommersche Provinz geht es um Rostock herum, teilweise über kleinste einspurige Straßen mit nur zwei geteerten Streifen im Gras. Auch spannend. Dabei stoßen wir in Kavelsberg auf den Hof vom Radkappen Manni, der auf seinem Grundstück hunderte Radkappen gesammelt hat. Das Hotel am alten Hafen in Wismar kann nicht ganz mit dem in Stralsund mithalten, aber dank guter Lage und kostenloser Garage für die Mopeds ist es trotzdem eine Empfehlung. Wismar selbst gefällt mir fast noch besser als Stralsund und wir verbringen wieder einen schönen, entspannten Abend.

Eine der top Sehenswürdigkeiten der Gegend steht am nächsten Tag auf dem Programm, das Schweriner Schloss. Schon ziemlich schick, auch wenn wir es uns nur von außen ansehen. Danach geht es durch die Provinz nach Lübz, wo wir mit Mühe und Not für heute noch ein Zimmer bekommen haben. Da es noch früh ist, drehen wir noch eine Runde ohne Gepäck über wilde Straßen durch schöne Gegenden. Einen idyllischen Kaffee gibt es auf der Terrasse des Hotels Van der Valk Drewitz, ehe es zurück nach Lübz geht. Lübz selbst hat nicht ganz so viel zu bieten, aber das Abendessen beim örtlichen Mexikaner ist lecker, wenn auch ziemlich stramme Preise dafür aufgerufen werden.

Am Sonntag haben wir tolles, sonniges Wetter, finden im Havelland sogar ein paar Kurven und treffen ein paar andere Mopedfahrer. Ein paar fiese Eselspfade finden wir aber natürlich auch. Das heutige Ziel ist Potsdam, wo wir das Hotel Brandenburger Tor empfehlen können. Bei bestem Wetter verbringen wir dann mehrere Stunden im Park von Sanssouci. Mir war vorher nicht klar, dass es da nicht nur das eine Schloss, sondern gleiche mehrere gibt. Das beste Abendessen des Urlaubs gibt es heute im India Haus. Anscheinend gibt es davon zwei in Potsdam, wir empfehlen ausdrücklich das in der Gutenbergstraße 90. Mein Chooza Kebab war unfassbar lecker!

Die Strecke am nächsten Tag ist nicht so toll. Zuerst geht es auf der Autobahn um Berlin herum, dann mit einem kurzen Abstecher durch Polen nach Frankfurt an der Oder. Das finden wir dann aber so unschick, dass wir noch weiter nach Görlitz navigieren. Auch die weitere Strecke ist nicht schön und wir haben viel Verkehr. Leider kommen wir erst recht spät in Görlitz an und können uns nicht mehr allzu viel ansehen. Schade, da Görlitz echt schön ist. Es wird vermerkt als Ziel für eine spätere Städtereise. Für Meißen am nächsten Tag haben wir dann wieder mehr Zeit. Der Weg dorthin führt uns heute über echt fiese Eselspfade, die Dir die Füllungen aus den Zähnen schütteln. Die Kaffee Pause in Bautzen ist echt nötig. Wobei die Straßen danach nicht besser werden. Da es heute recht warm ist, wird auch die Besichtigung von Meißen durch häufige Aufenthalte in diversen Cafés unterbrochen.

Am nächsten Tag ist es nicht mehr so warm und die letzten Tage haben wir es morgens immer recht frisch. Aber es bleibt weiter trocken und das ist ja die Hauptsache. Morgens sind die Straßen heute nicht so spannend. Kaffee gibt es in Bitterfeld, das man wohl auch nicht unbedingt gesehen haben muss. Danach gurken wir über kilometerlange Kopfsteinpflasterwege in Richtung Harz. Da gibt es wieder Kurven und Mopedfahrer. Daran müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Heutige Station ist Goslar, das auch schön ist, aber nicht ganz mit seinen Schwesterstädten im Harz, Wernigerode und Quedlinburg, mithalten kann, finde ich. Die 2,50 € und gut 200 Stufen auf den Kirchturm sollte man aber investieren, das lohnt sich! Für ein wirklich leckeres Abendessen können wir das Restaurant Platon empfehlen.

Der Start der Tour am nächsten Tag durch den Harz ist recht frisch, aber auch ziemlich schön. Wir sind früh unterwegs und da sind die Straßen noch leer. Natürlich finden wir auch ein paar Kopfsteinpflaster-Eselspfade, aber insgesamt macht Moped fahren heute ziemlich Spaß. Dazwischen steigen wir kurz in den Schlitten der Sommerrodelbahn in Straußberg um, ehe es weiter nach Erfurt geht. Die Altstadt von Erfurt ist schön und in der ganzen Stadt verteilt findet man Figuren wie Bernd das Brot oder die Maus und den Elefanten, da Kika hier beheimatet ist. Der restliche Heimweg über den Thüringer Wald und das Fichtelgebirge gestaltet sich zum Abschluss recht schick. Gut für die viereckig gefahrenen Reifen. Letzte Station ist Coburg mit seiner imponierenden Veste und einer recht lebendigen Altstadt. Eine gute Adresse für Abendessen dort ist der Hungry Highlander.

Unser Fazit: der Nordosten der Republik ist halt recht flach und daher geht es naturgemäß viel geradeaus. Da leben wir dagegen schon im Motorrad Wunderland... Aber die endlosen Alleen haben schon auch was. Und insbesondere Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind eher dünn besiedelt, was ich sehr schätze. Und die Gegend hat mir insgesamt wirklich gut gefallen, ebenso wie die von uns besuchten Orte. Mein Favorit von allen Übernachtungsorten ist Wismar, wobei es auch überall anders schön war. Die Suche nach einer Unterkunft war dieses Mal mit echten Schwierigkeiten verbunden, was ich so nicht erwartet hatte. Ich denke aber, dass das hauptsächlich dem geschuldet war, dass in diesem Jahr viele Menschen ihren Urlaub im Land verbracht haben. In "normalen" Jahren mag es einfacher sein. Es war ein sehr schöner und gechillter Urlaub, in dem wir ganz neue Ecken unseres Landes kennengelernt haben. Insgesamt waren wir 14 Tage unterwegs und sind 3.735 km gefahren.